300 Jahre
ehem. Pfarrhaus in der Kirchstraße 5 in Eberswalde
Anfang des 18. Jahrhunderts befanden sich die schon 250 Jahre alten Pfarrhäuser gegenüber der Stadtpfarrkirche in sehr schlechtem baulichen Zustand. Der Magistrat der Stadt und die Kirche verhandelten daher über die Finanzierung des Baus neuer Pfarrhäuser. Schließlich wurden die baufälligen Gebäude abgerissen.
An gleicher Stelle entstanden 1722 drei neue, einander gebaute Fachwerkgebäude mit traufständigen Satteldächern, deren Breitseiten also der Straße zugewandt waren. Die Pläne für die Neubauten fertigte der königliche Oberbaudirektor Philipp Gerlach (*1679 - † 1748). Das südlichste der drei Gebäude von 1722 ist heute noch erhalten.
Es handlet sich um das ehemalige Wohnhaus des Diakons mit ursprünglich vier Stuben, Kammern und Küche. Das zweigeschossige, schlichte Fachwerkgebäude mit dem markanten doppelten Andreaskreus in der Giebelspitze umfasste ursprünglich fünf Fensterachsen. Die heute sichtbare unsymmetrische Siebenachsigkeit ergab sich durch die spätere Einbeziehung von zwei Achsen des nördlich anschließenden Adjunktenhauses.
Der restliche Bestand der von Gerlach geplanten Gebäude wurde um 1860 abgrissen. An deren Stelle antstand 1861-62 […] das ziegelsichtige Pfarr- und Gemeindehaus Kirchstraße 6/7.
In der Kirchstraße 5 war bis 1859 eine Oberschule und danach bis 1875 die höhere Mädchenschule untergebracht. Ab 1921 gehörte das Haus wieder der Kirche.
Nach längerem Leerstand erfolgte 1994-96 eine umfassende Sanierung des Gebäudes, das sich jetzt in Privatbesitz befindet. Das Haus beherbergt heute, auch im ausgebauten Dachgeschoss, Wohnungen und im Erdgeschoss gewerblich genutzte Räume.
Unter den rechten Gebäudeteil befindet sich ein Keller mit Tonnengewölbe, der wahrscheinlich vom Vorgängerbau von 1560 stammt.
Bei der Sanierung musste zwar die originale Bausubstanz teilweise erneuert werden, der Grundriss im linken fünfachsigen Teil des Hauses ist weitgehend bewahrt. Erhalten sind außerdem Teile des Fachwerkes und des doppelt stehenden Dachstuhles sowie die Innentreppe hinter dem Hauseingang.
(Quelle: „BauMeister. Architekten, Ingenieure und ihre Bauten in Eberswalde“, Heimatkundliche Beträge 12, Hrsg.: Stadt Eberswalde)